Was ist eigentlich in Südkorea los?

Aus Südkorea wurde in den letzten Wochen und Monaten berichtet, dass es da riesige Demonstrationen gegen die mutmaßliche Korruption der Präsidentin Park Geun-hye gibt, ein Amtsenthebungsverfahren dazu und sie trotzdem partout nicht vom Präsidententitel ablassen will.

In den Massenmedien hüben wie drüben wird das meistens alles mehr oder weniger so dargestellt, als dass es in Südkorea Massenproteste gegen die mutmaßliche Korruption der Präsidentin gibt, und vielleicht noch dazu gesagt, dass es deshalb zu einem Regierungswechsel in Südkorea kommen könnte, und das war’s. Da lachen ja die Hühner. Um ein paar Dutzend Millionen Dollar Schmiergeld macht sich doch kein Spitzenpolitiker in der sogenannten „westlichen Wertegemeinschaft“ ernsthaft Sorgen, und schon gar nicht gibt es deswegen solche Massendemonstrationen.

Wenn es solche Massenproteste gibt und obendrein auch noch Dutzende von Abgeordneten die Regierungspartei verlassen, kann man getrost davon ausgehen, dass es um mehr geht als einen Bestechungsskandal, etwa die Identität und die geopolitische Ausrichtung des Landes. Der ausgesprochen stark vom Export lebende Staat Südkorea ist vom Bruttoinlandsprodukt zu Marktpreisen her etwa das elfgrößte Land der Welt, und während happige 30% der südkoreanischen Exporte nach China gehen sind in Südkorea gleichzeitig Zigtausende US-Soldaten in Fortsetzung des kalten Krieges gegen Nordkorea und China stationiert. Südkorea ist also militärisch engstens in das US-Empire eingebunden, während es wirtschaftlich längst zur chinesischen Welt gehört. Die rechtskonservative Präsidentin Park Geun-hye ist dabei als Tochter des früheren US-Marionettendiktators Park Chung-hee so etwas wie die Statthalterin des US-Empires in Südkorea. Und als jene US-Statthalterin hat sie in den letzten Monaten den neu belebten kalten Krieg der USA gegen Nordkorea und China vorangetrieben, etwa durch das Vorantreiben des Aufbaus vom gegen Nordkorea und China gerichteten US-Raketensystem THAAD und durch das Schließen eines gemeinsam mit Nordkorea betriebenen Industrieparks.

Im November brachte RT ein Interview mit Brian Becker von der Answer Coalition und Hyun Lee vom Solidaritätskomitee für Demokratie und Frieden in Korea, wo ebenfalls die Meinung geäußert wurde, dass es bei den Protesten um mehr geht als um Korruption bei der Präsidentin. Brian Becker erklärte, dass Park Geun-hye als ein Anhängsel der USA in Korea betrachtet wird, dass die Koreaner das Raketensystem THAAD nicht wollen und dass die Proteste in Südkorea den ganzen US-Schwenk nach Asien in Trümern legen dürften. Hyun Lee erklärte dazu weiter, dass Präsidentin Park das Land auf einen neo-atoritäeren Kurs gebacht habe, dass sie die Opposition unter dem Vorwand, sie bestünde aus nordkoreanischen Agenten, aufgelöst habe, dass liberale Aktivisten und Oppositionsführer ins Gefängnis geworfen wurden, und dass der Bevölkerung von Südkorea auch der ganze sich gegen China, Russland und Nordkorea richtetende Kurs des Landes unter Präsidentin Park, der sich etwa im Raketensystem THAAD manifestiert, nicht passt.

Die US-Zeitung USA Today, die sicherlich Sympathien für China, Russland und Nordkorea unverdächtig ist, bestätigte die Ansicht, dass es bei den Protesten in Südkorea um mehr als Korruption geht, in einer Analyse Anfang Dezember im Grunde. Die politische Krise in Südkorea könne die US-Prioritäten in der Region aus der Spur bringen, heißt es da schon im Titel. Weiterhin wird ausgeführt, dass die liberale Opposition nach einem Sturz der Präsidentin den gemeinsamen Industriepark mit Nordkorea vermutlich umgehend wiedereröffnen würde, und die liberale Oppositionspartei, die bessere Beziehungen zu China wolle, auch zu den schärfsten Kritikern der Stationierung des US-Raketensystems THAAD in Südkorea gehöre. Wenn nun Donald Trump als US-Präsident von seinen Verbündeten in Südkorea verlange, für den Schutz durch die USA zu zahlen, könnte es passieren, dass eine liberale Regierung in Südkorea ihn mit der Forderung einfach auflaufen lässt und, anstatt zu zahlen, Trump einfach auffordert, die Stationierung des US-Raketensystems THAAD zu stornieren.

Damit würde dann wohl, wenn die Proteste in Südkorea erfolgreich sind, nicht nur eine korrupte und autoritäre Präsidentin entmachtet, sondern auch eine Neuauflage der Sonnenscheinpolitik gegenüber Nordkorea wahrscheinlich und im Grunde obendrein noch die gesamte US-Militärpräsenz in Südkorea fraglich. Nach der überraschenden Wende hin zu China und Russland unter dem rechten Präsidenten Rodrigo Duterte auf den Philippinen könnte es in Südkorea nun also eine ähnliche Hinwendung zu China und Russland über die linke Spur geben. Das US-Empire bröckelt in Ost-Asien ganz gewaltig.

16 Gedanken zu “Was ist eigentlich in Südkorea los?

  1. Auch ein Ergebnis, der Klugen Politik, von Russland. Den Koreanern, die Anbindung, an den Eurasischen Wirtschaftsraum anzubieten und so kommen die Koreaner, ihrem Traum, einer friedlichen Wiedervereinigung näher, anstatt sie mit der US Kriegspolitik, auf alle Ewigkeiten zu Vergessen. Das dürfte auch ein starker Impuls, für die gegen die USA aufbegehrenden Koreaner sein. Denn die Schnellzug Strecke, muss natürlich über das heutige Nord Korea gehen und kann nur funktionieren, wenn sich die Staaten verständigen und sich in letzter Konsequenz, dann Vereinen.

    http://www.sueddeutsche.de/politik/eisenbahn-projekt-in-ostasien-transitlinie-durch-die-isolierte-diktatur-1.1819477

  2. Danke für die Zusammenfassung.Hatte mir schon gedacht, dass unsere Qualitäsmedienbegründung, -zu viel Macht ihrer Freundin gelassen, die sich dann bereicherte-nie und nimmer stimmen kann. Dafür gehen nicht Mio.Menschen wochenlang auf die Straße. Jetzt wird es aber Zeit, dass sich die unterschiedlichsten Menschen aus Asien auch hier in Europa dazu äußern…

  3. Danke für diesen erhellenden Beitrag.
    Es ist unfassbar mit welcher Dreistigkeit die entsprechenden
    Medien Tagesschau/heute etc. den Zuschauer über die wahren
    Hintergründe und Motive der dortigen Ereignisse „informieren“.l

  4. “ Die rechtskonservative Präsidentin Park Geun-hye ist dabei als Tochter des früheren US-Marionettendiktators Park Chung-hee so etwas wie die Statthalterin des US-Empires in Südkorea.“

    Voriges Jahr war ich vier Wochen in Südkorea; die meisten wollten nicht wirklich über Politik reden (sprachliche Barrierenkommen natürlich dazu).

    Der „Marionettendiktator“ wurde durchaus zwiespältig bewertet.
    Einerseits Diktator, andererseits peitschte er diktatorisch eine Politik durch, die Südkorea von einem rückständigen Land (nach Ende des Korea-Krieges ging es in Nordkorea besser voran als im Süden) innerhalb weniger Jahrzehnte in die Moderne katapultiert.
    Und zwar gnadenlos, man sieht kaum noch alte Bausubstanz, erst in den letzten Jahren gibt es eine Rückbesinnung, auch auf den ursprünglichen Baustil Hanok.

    Bei den Bauten für Olympia 2018 in Pyeongchangsieht man teilweise eine recht gelungene moderne Interpretation; zumindest äußerlich, aber ich schweife ab.

    Im Nationalmuseum neben dem Präsidentenpalast sieht man die Selbstdarstellung der Südkoreaner; äußerst modern, mit ein paar traditionellen Wurzeln, war die Aussage.

    Möglicherweise spielt bei der aktuellen Kontroverse auch der Zwiespalt zwischen Tradition und Moderne eine Rolle: letztere steht ja neben Technik-Gimmicks auch für extreme Verdichtung der Arbeit bis zur Inhumanität, der Verunmöglichung eines traditionellen Lebensstils außerhalb des Turbo-Kapitalismus, und daran anschließend großer Ungleichheit mit tiefer Armut für die vom turbokapitalistischen System Nichtgebrauchten (wobei die Müllarbeiter, die wie Außerirdische in der Großstadt herumlaufen, ja durchaus gebraucht werden).

    1. Südkorea ist die transatlantisch installierte (hoch „gepamperte“) BRD und hat/hatte die gleiche Funktion der „Auslage“ im asiatischen-chinesischen Raum.

      Das jetzt dort etwas im Zuge der globalen Machtverschiebungen oder Übergänge passieren muss, ist logisch.

  5. Ähnlich die Geschichte Südkoreas. Nach dem 2.Weltkrieg von der USA installiert, die südkoreanische „Elite“ hatte vorher schon mit dem Japanern zusammengearbeitet. Das südkoreanische Volk mußte sich seine Freiheit und Demokratie hart gegen diese Führung und die USA erkämpfen.
    Ist also nichts neues für die Südkoreaner und sie werden es auch diesmal schaffen.

    1. @Aufgewachter

      Interessant ist, das Südkorea den größten Brocken der Kriegsmaschinerie, made in Germany, kauft und sich der große Kreis damit bald schließen könnte, der Südkorea und Westdeutschland> ab 1990 DE-Geschäftsdeutschland miteinander verband.

      Wie nur wenige wissen, ist das sogenannte ‚Westdeutsche Wirtschaftswunder“ nicht einem Ludwig Erhard oder seinen Beratern, zu verdanken gewesen oder Ausdruck des besonderen vaterländischen Fleiß, sondern der Nutzung der Westdeutschen Schwerindustrie als Werkbank der Alliierten. Da 1945 nur 20 % dieser Werkbänke zerstört waren konnte schon bald die militärisch-industrielle, maximale Kriegskapazität – in 1949/50 – wieder erreicht werden. 1953 zogen dann andere Branchen nach, Westdeutschland lieferte das Material zum Koreakrieg, im Auftrag der USA und ihrer Korporationen. 1955-56 kam der kriegsmilitärische Aufschwung in der Bevölkerung an.

      Wenn Trump nun auf Kassa für Militärschutz umstellt, lohnt sich das Geschäftsmodell nicht mehr. Weder hier in Geschäftsdeutschland, noch anderswo.

      1. 250 Millionen Umsatz sind doch gerade bei Rüstungsgütern ein Witz.Die Südkoreaner bauen die meisten Waffen inzwischen selber und das oft besser wie die Deutschen.

      2. Sehr geehrter Conrath, die extremen Schutzzölle, waren es, Die die Wirtschaft, der BRD zum laufen brachten. So wie Weltweit, bei JEDEM Land, das einen Wirtschaftlichen Aufschwung, vollziehen sollte.

  6. Die installation der Präsidentin folgte im Rahmen neoliberaler Restrukturierungen im Lande. Diese wiederum erfolgten weil die vorherige Regierung beschlossen hat künftigen Handel in € anstatt US$ abzuwickeln.

    Das übliche dreckige Schema sich ganze Nationen zu unterwerfen begann mit der herabstufung der Kreditwürdigkeit des Landes durch die US kontrollierten Bewertungsagenturen (Ratingagenturen) was wiederum die Währung zerstörte und folgend auch heftige refinanzierungsprobleme auslöste. Das Leben einer Nation in Schuldknechtschaft begann.

    Die neue Regierung und hier insbesondere die von den US installierte Präsidentin setzte die üblichen Gläubigerfreundlichen Reformen wie umfassender Sozialabbau, Privatisierungen, liberalisierung der Arbeitsgesetze durch. Die typischen asozialen Verwerfungen machten sich bald bemerkbar…

    …und haben bis heute kein Ende gefunden…

    Das genau gleiche Spiel kolonialer Unterjochung findet gerade in einigen Südamerikanischen Staaten statt (in Brasilien hat die US IMF installierte Regierung alle sozialen Ausgaben für 20 Jahre eingefroren und in Griechenland hat sich die ebenfalls US IMF installierte Regierung entschlossen ihr Budget durch die EZB kontrollieren zu lassen und in Italien wurde M. Renzi installiert um ebenfalls krassen Abbau sozialer und arbeitsrechtlicher Rechte quasi im Alleingang durchziehen zu können. Man beachte wie der Nachfolger ebenfalls ohne demokratische Partizipation installiert wurde).

    Die Eroberung durch die US Ratingagenturen wird immer begleitet von unerträglichen Beschuldigungen gegen die Bevölkerung so im Sinne der „faulen Griechen, korrupten Italiener und arbeitsscheu sind die eh alle..) nichts davon entspricht der Realität dieser Länder den die können ausnahmslos alleine Wirtschaften und Abstimmen…und das erfolgreich.

    Gerade eben wird die ehm. Präsidentin Argentiniens C.F. Kirchner erneut angeklagt… auch bei allen anderen Staatsführern die dachten Sie könnten sich gegen die US IMF, Weltbank, NATO Gewalt auflehnen werden über Jahre durch alle möglichen Anklagen und Beschuldigungen getrieben… sogar künstliche Feiertage werden im Rahmen von perfekter Propaganda aufgebaut und gefeiert. Sebrenica ist so ein gutes Beispiel…

    Der Euro übrigens wurde durch ähnliche Mechanismen unterworfen, doch hier hat man einzelne Europäische Staaten fertig gemacht.

  7. In Asien geht die Post ab. Wenn sich der US Dollar in Luft auflösen wird – 2017, 2018, 2019 ? -, wird dieser Mega-Wirtschaftsraum über Nacht doppelt, dreifach so gross sein wie die zionisierte NATO-Zone.

    Die US-Vasallen Japan und Südkorea laufen Gefahr den Zug zu verpassen. Während Japan in den letzten zwei, drei Jahren die Wirtschaftsbeziehungen zu China und Russland geschickt – in der Stille der Nacht – massiv ausgebaut haben, hinkt Südkorea jämmerlich hinten her.

    Aber auch Südkorea wird es schaffen, denn China, Japan, Südkorea, Taiwan sind bei allen Differenzen, natürliche, jahrtausendelange Handelspartner. Sollen die USA und EU alleine untergehen!

  8. der Ursprung vo nSüd Korea nach dem 2 WK war, das die USA mit kriminellen Banden, Kriminelle als Politiker einsetzte, wie überall in der Welt

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